Gartenflucht an den Weissensee
Ich bin eine Rabengartlerin. Denn immer wieder lasse ich meinen Garten allein. Da kämpft dann ein bissl die Natur mit der Natur. Aber ich denk mir, nur keine Versklavung, nur keine unauflösliche Bindung, die mich knebelt und unflexibel fixiert. Einen Garten, der unfrei macht, will ich nicht. Wie oft müssen Gärten herhalten als Ausrede, um die angestammten Kreise nicht verlassen zu müssen. Vielleicht ist es also fast ein Segen, dass ich leicht und frei von Zeit zu Zeit die Gartentür hinter mir schließen kann. Eben „Rabengartlerin“ würde das adäquate Schimpfwort lauten. So wie man auch gerne Müttern das Raben-Idiom vorsetzt, wenn sie manchmal ausfliegen aus dem angestammten warmen Nest. (Diesmal war ich besonders „Raben“, denn ich habe sogar den unbeernteten Marillenbaum zurückgelassen mit seinen beinah reifen wunderbaren Früchten! Das gibt ein „Raben“ extra!)
Aber: Die Zeit war reif für den Kärntner Weissensee. Marillenernte hin oder her. Der Weissensee – übrigens die sanfteste, erholsamste, unaufgeregteste Art der Sommerfrische. Und Sommerfrische liebe ich. Meine Vision ist, mich irgendwann für 3 Sonnenmonate einzumieten in einer knorrigen Pension mit Holzbalkon und Blick auf den See und einem Fahrrad im Stadl und reichlich Büchern und einem Fotoapparat und – doch nicht ganz fern von der Zivilisation – dem Laptop.
Bis es soweit ist mit der 3-monatigen Gartenflucht, sind es einstweilen nur ein paar Tage oder ein, zwei Wochen. Diesmal war der Weissensee ganz besonders hinreißend. So ähnlich muss es gewesen sein, bevor die Bananen- und Ringemotorbootsfahrt in die hysterisch schicke Freizeitkulturen der landläufigen Badeseen Einzug hielten. Als der Sprung vom Steg ins Wasser noch spektakulär genug war und die Luftmatratze aus gummierter Baumwolle. Es riecht nach feuchtem Badeholzhaus, es ist heiß und der See smaragdgrün. Und immer wieder dieser Duft nach blühendem Phlox – sicher wieder so eine Kindheitserinnerung – der Inbegriff von Sommer und Sonne. Die Vorgärten der Seehäuser sind gepflegt. Auf den Wiesen liegt das Heu zum Trocknen. Sommerfrisch die Gedanken und sommerfrisch die Stimmung.
Nur das mit dem Essen müssen die Weissenseer noch vertiefen. Eine notorisch überfüllte Pizzeria (weil sehr gute Pizzen), eine Handvoll Gasthäuser (Spaghetti Bolognese, Kasnocken und Wiener Schnitzel als kärntnerisch kulinarische Highlights), ein Burgerstandl (mit sehr guten frischen Burgern) und ein, zwei Luxusetablissements werden diesem hinreißenden Platz nicht gerecht. Lasst Euch was einfallen, Weissenseer! Irgendwas mit Regionalität und kleiner Auswahl und frischen Produkten und Bio. Dafür gibt es bestimmt eine dankbare Nische an Sommerfrischegästen aus Nah und Fern. Denn alles andere ist unbeinsprucht wunderschön bei Euch!
das sind ja wieder hinreißend schöne bilder vom weißensee ! und sie hat ganz recht, die frau garteling, zum sklaven seines gartens darf man sich nicht machen lassen ! außerdem ist ein garten mit herkömmlichen blumen robuster als man denkt ! wenn dann noch dazu die frau schwiegermutter einspringt in dieser außergewöhnlich heißen zeit, dann braucht man kein schlechtes gewissen zu haben und darf die eh nicht so lange, wohlverdiente sommerfrische in vollen zügen genießen !