Blind date im japanischen Frühlingsgarten
Mit dem Reden kommen die Leut‘ ‘zamm. Erst recht mit dem Schauen. Und deshalb traf ich mich unlängst mit Jürgen Hirschmann von PFLANZPLAN – zum Schauen. Er Landschafts- und Gartenarchitekt mit einem Faible für chinesische Gärten, ich Gartenbloggerin mit Hang zu Blühendem aller Art – eine vielversprechende Konstellation.
Der Plan war, mich in die fernöstliche Gartentradition einweihen zu lassen. Und weil das geradezu schreit nach Taten anstatt Worte, arrangierten wir ein blind date im japanischen Setagayapark im 19. Wiener Gemeindebezirk. Die Augen sind uns allerdings in der Sekunde aufgegangen, sobald wir das kleine, aber feine Areal betreten hatten. Ein Frühlingsgarten der besonderen Art.
Üppig knospenbeladene, bonbonfarbene Magnolien, zartgrüner, meterhoher Bambus, noch verschwiegen geschlossene Azaleen, Hortensien, Fächerahorn und allerlei Koniferen. Angeordnet nach strengen Regeln zwischen typischen Elementen der japanischen Gartengestaltung wie Quelle, Wasserfall, Brücke, Teich, Pagode, Steinlaterne und Teehaus. Der ansteigende Pfad symbolisiert den Lebensweg und führt mit jedem Schritt ins Paradies. Japanische wie chinesische Gärten sind so angelegt, dass die verschiedenen Perspektiven einen immer neuen Charakter der gesamten Gartenarchitektur ergeben.
Auftrag für den Besucher im Frühlingsgarten des Setagayaparks ist es, die Hektik des Alltags abzustreifen und sich an einem Ort der Ruhe und Schönheit zu erholen. Überwältigend sind die riesigen Kirschbäume, die gerade in ihrer berühmten Blüte stehen und uns unentwegt mit ihren herabfallenden rosa Blütenblättern berieselten. Nur, „Ort der Ruhe“ sagt sich so leicht. Ich empfehle, in möglichst früher Morgenstunde zu lustwandeln – da stehen die Chancen besser, sich tatsächlich auf den Pfad zum Paradies konzentrieren zu können und nicht von dutzenden Smartphone-Touristen mit Selfiestick (vorwiegend Japaner, die offenbar ein Stück Heimat in Wien suchen?) vom erleuchtenden Weg abgebracht zu werden.
Danke an Jürgen Hirschmann für die wunderschöne und interessante Führung bei Kirschblütenregen und Magnolienduft. Allen blind-date-Fans lege ich den Setagayapark übrigens besonders ans Herz. Der Treffpunkt der Sternlaterne…
Und wer jetzt aufmerksam gelesen hat, der fragt sich: Warum ein japanischer Garten, wo Jürgen doch Experte für chinesische Gartenkultur ist? Ganz einfach – weil es in Wien keinen chinesischen gibt!
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