Die blühende Stiege
Ich habe meinem eher schattigen Garten im Laufe der Jahre ein paar Beete abgetrutzt. Ich sah ein, dass nur blüht, was blühen will. Und das bedeutet noch lange nicht, dass blüht, was blühen soll. So schenkt er mir immerhin das Lächeln von Bauernlilien, Rosen und Frauenmantel, Farnen, Malven und Pfingstrosen. Das ist wunderbar. Doch jedes Jahr stürze ich den eigensinnigen Garten in verzweifelte Eifersucht. Denn alljährlich um diese Zeit leidet er unter ernsthafter Konkurrenz der Hausstiege. Dieser kleine unscheinbare Aufgang zur Eingangstüre unseres Hauses – abgebröckelter Beton aus den 30er-Jahren und alles andere als von Natur aus mondän – putzt sich im Frühling zum prachtvoll blühend prallen Nebenbuhler heraus.
Die Anleitung für die wundersame Verwandlung von der unbeachteten kahlen Winterstiege in ein festlich florales Entree geht so: Man nehme Tontöpfe in allen Größen und Altersklassen. Fülle sie mit Kompost und Erde (in einer Mischung 1:4). Danach warte man geduldig den ersten sonnigen Samstag im April ab, um in seine Lieblingsgärtnerei zu pilgern. Den Kofferraum vorausschauend ausgelegt mit Decken – die Ladung wird mitunter erdig. Und dann gönne man sich – der reinste Gartengourmet – ein paar grüne Filetspitzen.
Bei mir sind darunter jedes Jahr unbedingt frische Hortensien. Ich kann es einfach nicht erwarten, die Pflanzen vom Vorjahr – geschwächt, mager und zögerlich von der Überwinterung in Kellerhaft – wieder zur Blüte aufzupeppeln. Ich setze diese im Gnadenakt in eine halbwegs sonnige Ecke des Gartens, leider entwickeln sie sich nie so, wie es die üppigen Artverwandten in Bauerngärten vormachen. Dem schlechten Gewissen also Genüge getan, hole ich mir die frischen knackigen Wasserschlürferinnen (lateinisch für Hydrangea) und stelle sie in erster Reihe fußfrei auf die blühende Stiege.
Heuer sind die Hortensien in würdiger Begleitung von duftendem Lavendel und Rosmarin ebenso wie von Stiefmütterchen. Zwei alte Orangenbäumchen, die ich seit Jahren hege und pflege, werden aus ihrem Winterasyl in sonnige Freilandhaltung überstellt und runden das Defilee der Stiegengarde ab. Sie grüßt mich jedes Mal beim Raus- und Reingehen ins Haus. Ich nicke ihr zu, lächle und freue mich. Den ganzen Sommer lang.
Was für eine unscheinbare, bedeutsame Liebesgeschichte.
also diese gartenstiege ist ja schon fast ein kleiner garten für sich und man denkt bei dieser liebevollen anordnung von blühender üppigkeit, diese stiege sollte viel länger sein ! so bis in den 1. stock rauf !
und nieman wird mehr bemerken, daß bei dieser stiege was runter bröckelt, weil sie nicht mehr die jüngste ist !
heide
Die reinste Stiegenkosmetik! 🙂
Hallo, die Stiege ist ja wirklich allerliebst! und diese hübschen Cottatöpfe, wo die Hortensien eingezogen sind, wunderbar!
Viel Freude damit!
LG Claudia
Danke, liebe Claudia für deine Begeisterung.
Es ist immer schön, Freude im Garten zu teilen!
Wunderschön. Ein italienisches Ambiente.
Liebe Muschelfinderin,
ich freue mich, wenn dir meine Blühstiege gefällt.
Ja, die Tontöpfe machen es so herrlich mediterran… 🙂