Geißblattduft & Birkenrascheln: Garteln wie damals
Viele Sommer meiner Kindheit verbrachte ich bei meinen Großeltern in ihrem Salzburger Gartel-Wochenendhaus am Berg. Es war lange vor der Zeit von Entwicklungsförderung, Helikoptereltern, pädagogisch wertvollem Spielzeug, Nintendo, Smartphone, Skype, nachmittagsfüllenden TV-Sitcoms und McDonalds. Ich war herausgefordert, mich in Eigeninitiative zu beschäftigen, wenn ich nicht vor Langeweile umkommen wollte.
Irgendwann waren meine Mal- und Zeichenthemen ausgeschöpft. Und meine Großeltern waren selbst beschäftigt – in ihrem Garten. Also fing ich an, das weite Umfeld zu erforschen:
Die Almwiesen mit prallen Trollblumen und zartem Zittergras. Die Heuhütte mit ihrem betörenden Duft. Der geheime Platz am Waldrand für Parasole. Der Rittersporn, der von meiner Omi alljährlich in heiligem Ritual eingepflanzt wurde. Das Dahlienbeet, das während des gesamten Sommers mit eisern verbissener Abwehr gegen die Schneckenarmada verteidigt wurde. Das Steinmännchen, von dem tunlichst Abstand zu halten war, um es nicht vom Sockel zu stoßen.
Und schließlich das wunderbare, einzigartige, hinreißende Geißblatt, das sich am Gartenhäuschen hoch rankte. Den Duft habe ich mir aus meiner Kindheit in meine Erwachsenenwelt mitgenommen. Leider gedeiht es nicht sehr üppig in meinem Garten. Aber ich hege und pflege es wie einen siechenden Patienten, sodass es die Kraft für zumindest einige Ranken mit Blüten behält (das größte Problem sind im Frühling die Läuse!), die dann am Abend ihren unvergleichlichen Duft entfalten.
Ja und dann gab es da noch die Melodie vom Rascheln der Birkenblätter, das der laue Sommerwind verursachte. Der Grund für 2 finnische Birken, auf die ich in meinem Erwachsenengarten nicht verzichten wollte.
Die unzähligen Butterbrote mit Schnittlauch übrigens, die ich in den Sommerferien bei meinen Großeltern gegessen habe, weil die mechanische Brotschneidemaschine so spannend war wie heute eine KitchenAid für Foodblogger, ist eine andere Geschichte…
Meine geliebte Omi ist am 3. April 2015 im 95sten Lebensjahr gestorben. Ihr gehört diese Geschichte. Von Herzen.
„Diejenigen, die gehen, verlassen uns nicht. Sie leben weiter in unseren Erinnerungen und leben in den Dingen fort, in denen sie uns geprägt haben.“ Danke an meinen lieben Freund Andreas für diese wunderschönen, tröstenden Worte.
SIE genießt jetzt den himmlischen Garten! <3
geißblatt und birkenrascheln ist für ulli untrennbar mit ihrer geliebten uitzi omi verbunden, für die ihr garten ihr leben war, im sommer ein blütenmeer. sie würde all diese garteling erzählungen mit großer freude und auch wehmut lesen. aber offenbar ist ihre leidenschaft für das schöne auf ihre enkeltochter übergegangen und wir dürfen noch ganz viele erzählungen und bilder von ihr erwarten.
heide