Gemüseernte am Seehof: Vor dem Kochen ist nach dem Garteln
Montag ist Gartentag. So hat er es mit seinem Chef ausgemacht. Denn seit 2 Jahren gibt es für Rudi Pichler im Hotel Seehof in Goldegg nicht nur die Küche, sondern auch einen stattlichen Gemüsegarten zu betreuen. Nicht selbstverständlich, dass der Küchenchef extra für einen ganzen Tag in der Woche Kochlöffel gegen Spaten tauscht und Schneidbrett gegen Scheibtruhe. Aber so hat es der Chef entschieden.
Und so schmeißt sich Rudi allmontäglich in sein Gartengwandl, plant sein Tagewerk und legt los – egal bei welchem Wetter, es gibt ja bekanntlich kein falsches. Bei meinem Besuch stehen die Bohnen-Saat, das Ausmisten des Laufentenstalls und die Pflege des Komposts am Plan. Es nieselt, aber das ist dem Rudi wie gesagt wurscht.
Wer mit eigenen Händen Erde umgräbt, Mangold pflanzt (und ihn gegen Schnecken verteidigt), Samen gewinnt für nächstes Jahr, den richtigen Mischkulturmix kennt, Bohnenstangen baut und sich über jede einzelne rote Rübe freut, die erntereif ist – der schätzt jedes Salatblatt, das auf seinem Küchentisch landet. Wahrscheinlich ein nicht alltägliches Bewusstsein in einer Haubenküche. Die Verarbeitung von Produkten, die im eigenen Garten wachsen – natürlich ohne chemisch-synthetische Spritzmittel und ohne Kunstdünger, geschieht mit sorgsamer Wertschätzung. Die geernteten Radieschen sind krumm und schief, und doch wird keines ausgelesen, nur weil es nicht über das perfekte Modelmaß verfügt.
Geerntet werden in diesem Jahr Blatt- und Schnittsalate, Mangold, Kürbis, Zwiebel, Knoblauch, Bohnen, rote Rüben, Karotten, Zucchini, Mais, Kartoffeln, Radieschen, Ribisel, Stachelbeeren, Erdbeeren, Rhabarber und vielfältige Kräuter. Für nächstes Jahr sind ein Glashaus für das Vorziehen von Jungpflanzen und ein Erdkeller geplant, in dem Gemüse gelagert wird.
Unterstützt wird das from-farm-to-table-Projekt von Dominik, einem vermutlich veritablen Gartenfreak, wie mir versichert wurde (ich gehe davon aus, dass ihm der Terminus „Experte“ ganz und gar nicht gefallen würde!). In jahrelanger Gartenbegeisterung hat er sich wertvolles Wissen nach dem Prinzip „gardening by doing“ angeeignet und berät nun die Familie Schellhorn und Küchenchef Rudi. Diese Erfahrungen zu teilen, erspart natürlich viele Umwege und Missernten und ist bei einem Gemüsegarten in dieser Größe wohl auch notwendig.
„Ich lerne ständig dazu“, resümiert Rudi, befüllt das Blumenkistl mit Erde, bohrt mit den Fingern Löcher und streut jeweils eine Bohne ein. Das ist sozusagen die Reserve-Saat, falls gesetztes Saatgut im Beet ausfällt. „Voriges Jahr habe ich mir keine Ersatzbohnen gepflanzt und dann waren zu wenig am Feld. Das passiert mir heuer nicht mehr…“.
Gardening by doing. Sag ich doch.
ja wenn ein koch auch was vom garteln versteht, ist das schon ein vorteil.
er weiß ja nie mmer genau, wann er was ernten und gleich verkochen kann !
und im eigenen garten ist alles bio und das können sogar die gäste sehen, daß bio hier nicht nur ein schlagwort ist !