Hohes C des Gartelns: Experten-Tipps für Zitruspflanzen
Länglich, gefurcht, kanneliert, gescheckt, gedreht, gehörnt, weißblütig, rotfleischig, mexikanisch, römisch, neapolitanisch… Klingt exotisch? Ist exotisch. Zedratzitronen, Orangen, Mandarinen, Limetten, Bergamotten, Bitterorangen, Pomelos, Grapefruit, Kumquats. Mein Zitrus-Herz hat spätestens seit der Schönbrunner Zitrusverkostung zu schlagen begonnen. Von dieser hochkonzentrierten Zitrus-Veranstaltung stammen übrigens auch die Bilder.
Meine Begeisterung für die süß-sauren Kostbarkeiten findet nun ihre Fortsetzung bei dem Zitrusmagier Ceron am Kärntner Faakersee. Ich selbst war noch nicht in seinem Zitrusgarten – aber die Kollektion muss beeindruckend sein: 4 Meter hohe Zitrusbäume, 280 Sorten auf 5000 m² Fläche, historische Züchtungen aus der Medici-Sammlung des 16. Jahrhunderts und – die Besonderheit – Kultivierung in Bio-Qualität machen neugierig.
Tatsache ist, der Mann ist ein begnadeter Kenner. Das C von Citrus war ihm von Anfang an in die Wiege gelegt, mit Zitruspflanzen beschäftigt sich Michael Ceron seit 1995. Ihm ist es übrigens zu Beginn seiner Zitrus-Leidenschaft so gegangen, wie es den meisten geht, die vor haben, ihr erstes Orangenbäumchen über den Winter zu bringen: Trial & error.
Was Zitruspflanzen wirklich wollen
Zitruspflanzennerds – allen voran mein lieber (Twitter)Freund @chritam – haben viele Fragen, wenn es um die richtige Pflege der kleinen exotischen Kostbarkeiten geht, die uns reichlich mediterranes Flair in die gute Gartenstube bringen. Herr Ceron hat sie mir alle ausführlich beantwortet. Vielen herzlichen Dank dafür!
Welchen Aufwand brauchen Zitruspflanzen?
Michael Ceron: Die Zitruspflanzen in all Ihren Gattungen zeigen eine große Empfindlichkeit: Übernässung. Die Herausforderung ist, den richtigen Topf – ausschließlich in Ton – und das passende Substrat zu kreieren. Das Ganze in Bio-Qualität kultiviert, schließt bis zu 50 % mögliche Probleme aus. Richtig gepflanzt, fügt sich der Zitronenbaum in die Pflege eines mediterranen Sortiments auf der Terrasse ein.
Wann tragen Zitruspflanzen essbare Früchte?
Michael Ceron: Die Pflanze ist so vital und fruchtend, wie Erde und Topf passen. Zitrusbäume gibt’s ja wirklich überall zu kaufen, meist keine schlechte Qualität. Aber weil sie zu 99 % aus Sizilien stammen, haben sie eine für dort sehr gut geeignete lehmige Erde. Das kann aber bei unseren Wetterverhältnissen (viel Niederschlag, kalte Nächte samt einer langen Überwinterungszeit) zum Verkümmern oder Absterben der Pflanzen führen. Allerdings sind diese Pflanzen voll mit belastendem chemischen Dünger – im schlechten Fall auch voll mit chemischem Pflanzenschutz – die Früchte sind also nicht wirklich essbar. Die vielen zwittrigen Chimären Sorten, die im Handel angeboten werden, sind aber alle (ohne Insekten) fruchtbar.
Wie überwintern Zitruspflanzen?
Michael Ceron: Alle Zitrusbäume, die uns bekannte Früchte tragen, sind nicht winterhart, d.h. bei beginnender 0°-C- Grenze müssen die Pflanzen eingewintert werden: Am besten in einem Raum nord- oder ostseitig, mit Fenster, eher kühl und vor allem muss täglich gelüftet werden. Mein Tipp: Der beste Raum ist ein Schlafzimmer mit diesen Bedingungen.
Welche Sorten sind am besten geeignet?
Michael Ceron: Beginnen sollte man immer mit einer Speisezitrone, die kann immer fruchten, bei älteren Bäumen sind dann meist 3 Generationen am Baum – Blüten, halbfertige und fertige Früchte. Citrus limon Florentina – die wohl am besten geeignete Sorte für unsere Gegenden. Citrus meyerii – die rote Zitrone, eine der saftigsten der rund 600 Speisezitronensorten. Ein Orangenbaum bzw. eine Bitterorange hält die tiefsten Temperaturen aus (bis 0° C). Und für die Köche sind die Zedratzitronen die Wertvollsten, die haben den besten Geschmack samt Schale und sind säurefrei.
Die klassischen Fehler eines Zitrus-Anfängers?
Michael Ceron: Meist ist es ein Gießfehler, weil der Baum noch in der falschen Erde und im falschen Topf wächst.
Nach dem Umrüsten auf Bio-Erde + Tontopf wird’s dann pflegeleicht.
Was sind die häufigsten Schädlinge? Wie bekämpft man sie bio?
Michael Ceron: Citronenwolllaus, Schildlaus, Blattläuse in all ihren Farben und leider auch Spinnmilben kommen vor allem auf Standorten vor, wo wenig Luftbewegung ist (Überwinterungsquartier, geschützte Ecken etc.). Aber auch, wenn besondere Wetterbedingungen (heiß + feucht) herrschen. Vorbeugend stehen die Pflanzen am besten, wo ein leichter Luftzug ist. Wenn es aber einen stärkeren Befall gibt, können biologisch zulässige Mittel (Spruzit, Promonal) eingesetzt werden.
Wie oft werden Zitruspflanzen gegossen?
Michael Ceron: Ein Tontopf wird intensiv gegossen. Ich fülle die Töpfe 2 x, so dass sie übergehen und dann soll die Pflanze wieder trocken werden (bei größeren Bäumen fast bis zur Welke!). Das steigert die Blühwilligkeit. Ich gieße nur mit Leitungswasser, was bei gesunden Bäumen auch nichts ausmacht. Eine Kalküberempfindlichkeit gibt es nicht, bei kränklichen Pflanzen hingegen schon.
Wann werden Zitruspflanzen umgetopft?
Michael Ceron: Dann, wenn der Baum keine Früchte mehr ausbilden kann oder kränkelt. Bei einem Tontopf mit 30 cm Durchmesser kommt das nach 3 Jahren vor – je größer, desto größer der Intervall. Eine Pflanze zeigt die Mängel ja immer an, und mit der Verjüngung repariere ich wieder alles.
Werden Zitruspflanzen zurückgeschnitten?
Michael Ceron: Normalerweise schneide ich nur im Zuge einer Umpflanzung/Verjüngerung. Aber es gibt auch sehr dichte Sorten, da wird der ganze Trieb bis zum Holzteil entfernt (siehe Apfelbaumschnitt). Nie neue, lange Triebe in der Mitte einkürzen, das sind die neuen Fruchttriebe. Und wenn man in der Mitte abschneidet, treiben 4-5 neue Triebe aus, die Dichte nimmt zu und es bilden sich keine Blüten.
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