Liebe auf den ersten Ausblick: Haus Hirt in Bad Gastein
Liebe auf den ersten Blick. Gibt es. Da geht’s um Ausstrahlung, im glücklichsten Fall um Charisma, um Nähe, oft auch um Düfte, um Interesse – um Resonanz, ich mag das Wort. Sich gegenseitig zum Klingen und Schwingen bringen. Und ich liebe es, mich zu verlieben. Fast banal zu erklären, dass mein Mann meiner ewigen Passion nichts in den Weg legt. Denn meine Verliebtheit gilt Orten, Plätzen und immer wieder Hotels.
Ich kann in Hotels eine Aufgehobenheit spüren, ein Zutrauen, eine Intimität, ein Gefühl des Willkommenseins, das über die Angenehmheit einer artigen, vorhersehbaren Freundlichkeit des Gastgebers hinausgeht. Da wird Reisen zum Gesamtkunstwerk. Diese Art von Geborgenheit erlebe ich in Häusern, in denen sich die Gastgeber mit dem Gast auseinandersetzen – ohne Attitüden der platten Schauspielkunst, und mit schönen, echten Dingen, die den Gast umgeben.
Ein offenes Haus zu entdecken, mich zu verlieben und mich einzuwickeln in seine Wohligkeit, macht Spaß. Begegnet bin ich unlängst einem in Bad Gastein: Haus Hirt – so lebendig und leidenschaftlich wie die Gastgeber, Aik und Evelyn Ikrath. Zwei, die seit einiger Zeit dabei sind, Bad Gastein aus seinem morbiden Dornröschenschlaf wach zu küssen, obwohl wach rütteln es hoffentlich besser trifft. Die kurze, weil vorerst eilige, geschäftliche Begegnung im September war ein Feuerwerk, das die beiden in Doppelconférence zündeten, gestikulierend und begeistert und spannend und amüsant. Ein Kinderspiel für jeden Zuhörer und Zuschauer, in Schwingung zu kommen.
Am meisten bedauerte Frau Ikrath, dass uns der dichte Nebel einen Strich durch die prachtvolle Aussicht auf Bad Hofgastein machte. Der eisgraue Teppich lag über dem Tal und brachte die Farben im Haus zum Leuchten. Marzipanrosa Wände, Sofas aus Leder, Fauteuils in grauem und orangem Filz, bauchige Lampen, das gesamte Parterre ein verwinkeltes, großzügiges Wohnzimmer – Aik Ikrath, der Architekt.
Leider war der Besuch viel zu kurz, keine Übernachtung, keine Zeit, nur das Gefühl – wie es eben ist, bei Liebe auf den ersten Ausblick! Dann verkroch er sich übrigens doch noch, der Nebel, gab den atemberaubenden Blick frei nach unten ins Tal. Und da war sie wieder, die Schwingung.
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