Wörthersee-Architektur: Jugendstil trifft Regionalromantik
Der Wörthersee ist auf seine alten Tage nach aufblühenden roaring Fifties, tourismuserwachenden Sechzigern, bautechnisch fatalen Siebzigern, aufstrebenden Achtzigern, geldadeligen Neunzigern bis zu den immobilienspekulativen Jahren bis heute noch immer… umwerfend. Auch wenn ich ihm immer wieder den Rücken gekehrt habe – stinksauer über die Hybris der touristischen Entscheidungsträger, an einem schönen Ort alles Geld der Welt zu verlangen, ohne die Leistungen anzupassen – ich bin immer wieder zurückgekehrt. Meine endlose Liebesgeschichte mit dem Wörthersee ist übrigens HIER nachzulesen.
Es ist halt wie so oft in einer vertrackten Lovestory – man kommt nicht los. Und so habe ich mir heuer – nach meinem Pension-Ria-Wochenende im Juni– bereits zum zweiten Mal wieder einmal eine sommerfrische Woche gegönnt. Was soll ich sagen, er war hinreißend, der Wörthersee. Und weil ich mit meiner Kamera so gern an den besonderen Dingen des Lebens hängen bleib, waren diesmal die zauberhaften Seevillen das Objekt meiner Begierde. Keine Sorge – es folgt keine Seitenblicke-Gruseltour durch die pfirsichfarbene Protz- und Klotzwelt der Industrieerben, die den Wörthersee im geschmacklosen Würgegriff halten. Ich meine die nostalgisch historisch romantischen Bauten, die sich vereinzelt wie kostbare Perlen am Seeufer aufreihen.
Villen, aus der Zeit der k&k-Monarchie Ende des 19. Jahrhunderts, im Mix aus „Jugendstil, Regionalromantik, Barock und englischer Landhausarchitektur“ – wie es der große Friedrich Achleitner formulierte. Ich liebe die Wörthersee-Architektur mit ihren großzügigen Terrassen, Balkons, verspielten Giebeln, Ecktürmen, luftigen Loggien und neckischen Pavillons in aufwendigen Holzarbeiten. Hier sind sogar die Bootshäuser denkmalgeschützt! Mittlerweile. Denn in den wilden 60ern wurde das altehrwürdig historische Pörtschacher Strandhotel kurzerhand niedergerissen –zugunsten eines Hochhauses. Eigentlich heute ebenso historisch wertvoll, aber halt lang nicht so romantisch…
Es war die Zeit, als der Tourismus laufen lernte – lange, bevor findige Hoteldirektoren das Handwerk des Marketings entdeckten und lange vor Udo Jürgens und Frau Flick. Repräsentieren, flanieren und promenieren war schon damals das Motto, als sich Pörtschach bis zum ersten Weltkrieg vom ländlich kärntnerischen Provinznest zum mondänen Badekurort mauserte. Dabei lieferten sich der alte Platzhirsch Werzer und ein Porzellanfabrikant eine architektonische Schlacht um Ruhm und Ehre und bauten eine kolossale Villa nach der anderen in dem kleinen Örtchen.
Im Stil von deutscher und italienischer Renaissance, in unverhohlenem Historismus und – Jugendstil sei Dank – doch so leicht und luftig thronen die Villen, Schlösschen, Badehäuser und Bootspavillons am Wörthersee. Spiegeln sich eitel und elitär im türkisen Wasser und machen sich heimlich lustig über die benachbarten neureichundschön-Refugien, die mit ebenso viel Kohle aber mit weit weniger Geschmack ausgestattet sind.
also wenn man die ganzen fotos sieht, könnte man meinen, der wörthersee ist noch gar nicht entdeckt von touristen aus aller herren länder ! aber zumindest weiß man jetzt, daß es auch kleinere pensionen gibt, wer den rummel so gar nicht mag ! diese seevillen sehen echt putzig aus und ich bin sicher, daß ich nicht die einzige bin, die dem wörthersee demnächst einen besuch abstattet, um auf den spuren der frau garteling zu wandeln !